TEDxMünster:
Future To Go?
Oktober 2019
Speakers
Laura Gatti
Why We All Should Be Gardeners in the Eco-Cities of the Future
Die Menschen brauchen ein Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit – heute mehr denn je. Doch die heutigen Städte können diese Bedürfnisse nicht befriedigen. Im Gegenteil: sie verschlimmern den Klimawandel und bieten nicht genügend Möglichkeiten, um soziale Segregation und Entfremdung zu überwinden. In ihrem Vortrag stellt Laura Gatti ihre Vision der ökologischen Stadt vor: eine widerstandsfähige und auf den Menschen ausgerichtete Stadtgestaltung, in der die Menschen in einer grünen Umgebung leben. Laura ist Agrarwissenschaftlerin und eine leidenschaftliche Baumliebhaberin. Gemeinsam mit dem italienischen Architekten Stefano Boeri realisierte sie den Bosco Verticale („horizontaler Wald“) in Mailand und plant ein weiteres spektakuläres grünes Gebäude für den Hauptbahnhof Utrecht in den Niederlanden. Sie gründete 1992 ihr Unternehmen, das sich auf Gartenbauberatung, Baumpflege, Baummanagementpläne und Bodenberatung spezialisiert hat. Besondere Fähigkeiten und Erfahrungen hat sie bei der Restaurierung historischer Stätten und der Begrünung von Gebäuden (grüne Dächer, grüne Wände, hängende Gärten). Sie ist Gewinnerin zahlreicher Wettbewerbe in Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Architektur- und Ingenieurbüros sowie Gründerin und erste Präsidentin der Italienischen Gesellschaft für Baumpflege. Außerdem ist Laura seit 2005 außerordentliche Professorin an der Fakultät für Agrar- und Umweltwissenschaften der Universität Mailand und wurde 2008 mit dem Targa Fabio Rizzi als Fachmann des Jahres ausgezeichnet. Kürzlich wurde Laura als „Great Tree of the Italian Landscape“ (Großer Baum der italienischen Landschaft) im Jahr 2017 und als „One of the 50 most impactful green leaders – Global Listing“ im Jahr 2018 ausgezeichnet.
Bridget Fonkeu
Being a Migrant Academic. The Powerful Role of the Silent University
Manche Menschen scheinen unsichtbar zu sein. Das trifft auf viele Migranten zu, die in schlecht bezahlten Jobs arbeiten, auch wenn sie eigentlich bestens qualifiziert sind. Bridget Fonkeu erzählt uns ihre beeindruckende persönliche Geschichte, die Geschichte eines akademischen Flüchtlings, der jahrelang Schul- und Krankenhausflure putzte. Mit Hilfe der Silent University gewann sie die Energie und das Selbstvertrauen zurück, um ihr Potenzial voll auszuschöpfen, und lehrt heute an der Technischen Universität Dortmund. Bridget Fonkeu wurde in Kamerun geboren, ist verheiratet und hat vier Kinder. 1986 schloss sie ihr Studium der Anglistik und Theaterwissenschaften mit einem Bachelor ab und machte einen Master-Abschluss in Erziehungswissenschaften. Sie arbeitete als Gymnasiallehrerin in Kamerun, wo sie anglophone Schüler in englischer Literatur und frankophone Schüler in Englisch als Zweitsprache unterrichtete. Als Kamerun politisch instabil wurde, floh sie 1991 als Asylbewerberin nach Deutschland. Ihre beiden Abschlüsse wurden nicht anerkannt. So begann sie, als Reinigungskraft und Tellerwäscherin in einem Restaurant zu arbeiten. Im Jahr 2007 beschloss sie, wieder zu studieren, musste aber eine DSH-Prüfung ablegen. Im Alter von 45 Jahren begann sie einen Masterstudiengang an der Universität Bochum, während sie ihren Job als Tellerwäscherin behalten musste. 2011 schloss sie an der Universität Bochum den Masterstudiengang Englische Sprachwissenschaft ab. Drei Jahre später wechselte sie an die Technische Universität Dortmund, wo sie ihr Promotionsprojekt nun abschließt.
David Middelbeck
Re-inventing Education for the Digital Age
Seit der Erfindung des Buchdrucks befinden sich Bildung und Technologie in einem Wettlauf. Heute hinkt die Bildung hinterher, sagt David Middelbeck. Wir müssen die Grundlagen des Lernens ändern, um uns an das digitale Zeitalter anzupassen. David Middelbeck erzählt, wie er nach seinem Studium in Münster und Harvard gerade einen guten Job in der Technik aufgegeben hat, um die Technologie in die Bildung zu bringen. Als Vorsitzender der europäischen Non-Profit-Organisation TechLabs setzt sich David für eine Welt ohne digitale Analphabeten ein. Er hat die Organisation vor zwei Jahren in Münster mitbegründet und hilft nun jedes Jahr Hunderten von Schülern, an den drei Standorten in Münster, Barcelona und Kopenhagen Programmierkenntnisse zu erwerben. Darüber hinaus ist David Mitbegründer und Geschäftsführer des Start-ups edyoucated, einer digitalen Bildungsplattform, die Unternehmen dabei hilft, ihre Mitarbeiter für digitale Aufgaben zu qualifizieren. Er ist ein leidenschaftlicher Sozialunternehmer mit acht Jahren Erfahrung in der Führung von Non-Profit-Organisationen und ehemaliger Produktverantwortlicher bei einem Early-Stage-Startup für Datenanalyse aus Münster. Zuvor studierte er Wirtschaftsinformatik, Data Science, Philosophie und Entrepreneurship an der Harvard University, dem MIT, der WWU Münster und der QUT Brisbane.
Koen Schobbers
How to (Re)Connect With Your Gaming Child
Das Computerspielen von Kindern kann die Familienharmonie empfindlich stören. Die Eltern haben Probleme mit dem Verständnis und Konflikte können eskalieren. Wie können Familien der fatalen Spirale der Fehlkommunikation entkommen? Koen Schobbers, geboren 1992, wurde im Alter von 14 Jahren professioneller Gamer und war der erste offiziell anerkannte E-Sport-Athlet in den Niederlanden. Er war der erste professionelle Gamer, der in den Niederlanden einen speziellen Topsportstatus erhielt, um seine Karriere mit seinem Medizinstudium zu verbinden. Heute ist er ein international bekannter öffentlicher Redner und hat sein eigenes Unternehmen, das sich auf Bildung, Beratung und Vorträge konzentriert. Mit seinem speziell entwickelten Parents of Play Programm hilft er Eltern, die Beziehung zu spielenden Kindern wiederherzustellen, zu erhalten oder zu stärken. Es macht ihm auch sehr viel Spaß, Kinder zu erziehen und sie mit allen Informationen und den notwendigen Werkzeugen zu versorgen, um sicherzustellen, dass sie im Gleichgewicht bleiben. Koen hat mit Unternehmen wie Vodafone, KIA Motors und Spinnin‘ Records zusammengearbeitet und ist Gastgeber einer Fernsehsendung auf FOX-Sports.
Carla Reemtsma
The one thing you can and should do to prevent climate change
Wir denken, dass wir ein perfektes grünes Leben führen müssen, um uns gegen den Klimawandel zu wehren. Nein! sagt Carla Reemtsma, 21-jährige Klimaaktivistin. In ihrem energiegeladenen und ermutigenden Vortrag definiert sie die Grenzen der Verantwortung für das Handeln – und für den Wandel. Und sie teilt eine Reihe praktischer Ideen, was wir alle tun können. Carla ist eine der Mitbegründerinnen von „Fridays for Future“ (FFF) in Deutschland. Als sie letzten Winter in ihrem Facebook-Feed sah, wie Gretas Rede auf der Klimakonferenz in Kattowitz viral ging, organisierte sie die ersten Streiks in Münster mit. Es war still, es nieselte und es waren nur 10 Leute. Einige Wochen später schlossen sich zehntausende Menschen dem Streik gegen die Kohlekommission an. Weil es kein politisches Engagement für das Klima gab, bildeten sich in Deutschland Hunderte von Gruppen. Kinder wurden als ahnungslose Schulschwänzer abgestempelt, aber trotzdem wurden Streiks mit Tausenden von Menschen organisiert. Am Freitag, den 20. September, beteiligten sich 1,4 Millionen Menschen an den Protesten auf den Straßen mehrerer Dutzend Städte in Deutschland.
Alessandro Crimi
Networks, From the Brain to the Internet and Back
Faszinierende Einblicke in das Gehirn sind in letzter Zeit durch Neuroimaging möglich geworden. Neue Technologien helfen uns, die Vorgänge im Gehirn viel besser zu verstehen, aber es gibt noch viel zu entdecken. Alessandro Crimi forscht im Bereich der klinischen Neurowissenschaften und konzentriert sich dabei auf Alzheimer, Multiple Sklerose und andere Krankheiten und Störungen. In seinem Vortrag teilt er eine Beobachtung mit, die uns helfen könnte, die Nutzung sozialer Medien verantwortungsbewusster und vorteilhafter für unser soziales Leben zu gestalten. Alessandro lebt in der Schweiz und in Ghana und forscht abwechselnd an klinischen neurowissenschaftlichen und biomedizinischen Projekten. Er hat mehrere Projekte durchgeführt, bei denen er neue Technologien für einkommensschwache Länder einsetzte, angetrieben von der Liebe zu diesen Ländern und nicht nur von dem Wunsch, an biomedizinischen Projekten mitzuarbeiten. Er ist der Meinung, dass die Wissenschaft nicht in einem sterilen Raum untergebracht werden sollte, sondern allen zugänglich gemacht und sogar in die Kunst integriert werden sollte.
Max Kops
How Humans Adopt New Technology: the Example of Security Token Offerings
Warum kaufen die Menschen in Venezuela ihr Brot mit Bitcoins, während in anderen Regionen der Welt die Blockchain-Technologie nur für Nerds interessant zu sein scheint? Was bringt die Menschen dazu, eine neue Technologie zu akzeptieren? Max Kops, der sich für Security Token Offerings (STO) und Blockchain begeistert, versucht, diese Fragen zu beantworten. Er hat mit Start-ups und großen Unternehmen an der Finanzierung von Technologien gearbeitet und spricht darüber, wie diese Technologien das Finanzwesen verändern werden. Max ist ein Bestsellerautor, Speaker und Disruptor, der Start-ups und etablierten Unternehmen hilft, mit Innovationen zu wachsen. Max hat an der Universität Münster studiert und ist zurückgekommen, um das, was er über Innovation und Menschen gelernt hat, mit anderen zu teilen, insbesondere mit Beispielen dafür, wie Tokenisierung und Security Tokes Investitionen in Start-ups und persönliche Finanzen verbessern können, indem sie den Menschen Freiheit und Macht über ihre eigenen Finanzen geben.
Sara Espinoza
How UV Radiation and Nanotechnology Make Cancer Treatment Less Harmful
Die Strahlentherapie ist nach wie vor eine der Standardtherapien in der Krebsbehandlung. Doch eine wachsende Zahl von Patienten hat Angst vor dieser Behandlung. Was wäre, wenn wir die schädlichen Nebenwirkungen beseitigen könnten? fragt Sara Espinoza. In ihrem Vortrag stellt sie die Ergebnisse ihrer Forschung zu Nanopartikeln in der Krebstherapie vor, an der sie in Zusammenarbeit mit der Harvard Medical School arbeitet. Sara wurde 1988 in Quito, Ecuador, geboren und ging dort auf eine deutsche Schule. In Flensburg studierte sie Biotechnologie und machte einen Master in Biomedizinischer Technik. Ihre Doktorarbeit im Fachbereich Chemieingenieurwesen der Technischen Universität Münster hat sie grade abgeschlossen. Nun erforscht sie Nanotechnologien in der Krebsbehandlung und arbeitet an einer Technologie, die die Behandlungskosten senken und die Lebensqualität vieler Patienten verbessern wird. Damit will sie ihre Vision einer effizienten und erschwinglichen Behandlung für Menschen in ärmeren Ländern der Welt in die Realität umsetzen.
Max-Fabian Volhard
How to Make Salt Water Decompose Plastic Bottles
Wenn wir keine Lösung finden, wird das Verhältnis von Plastik zu Fisch in den Ozeanen innerhalb der nächsten 30 Jahre von 1:5 auf 1:1 gestiegen sein. Der große Müllfleck im Pazifischen Ozean ist heute viermal so groß wie Deutschland. Deshalb arbeitet der Chemieingenieur Max-Fabian Volhard an einer Lösung: Er erfindet einen biologisch abbaubaren Kunststoff, der sich nach Kontakt mit Salzwasser zersetzt. In seinem Vortrag erklärt er, wie das geht. Max ist 32 Jahre alt, wurde in Detmold geboren und lebt seit acht Jahren in der Region um Münster. Er ist Chemieingenieur mit der Fachrichtung Werkstoffe und beschäftigt sich mit der photochemischen Zersetzung von Kunststoffen. Seit zehn Jahren engagiert er sich ehrenamtlich beim Technischen Hilfswerk, wo er Gruppenleiter einer Wasserschaden-/Pumpentruppe ist. Die Gruppe hat bei Überschwemmungen in ganz Deutschland geholfen.
Johann Butting
Driving Success Through Alignment, Collaboration and Accountability
Wie können Teams produktiv und erfolgreich sein? In einer immer komplexer werdenden Welt verändert sich die Arbeit grundlegend. Hierarchien lösen sich unter dem Einfluss der Digitalisierung auf, Teams müssen global zusammenarbeiten. Was müssen Führungskräfte tun? Was ändert sich für den einzelnen Arbeitnehmer? Johann Butting sieht drei wesentliche Leitlinien, um den Weg in die Zukunft der Arbeit zu ebnen. Dabei kann er auf seine umfangreiche Erfahrung zurückgreifen: Johann begann seine Karriere bei Bertelsmann. Es folgten Stationen bei namhaften Tech-Firmen wie Google und Dropbox, und leitet derzeit die Region EMEA (Europa, mittlerer Osten und Afrika) bei Slack, einem Workplace Collaboration Hub. Als Ingenieur im Herzen interessiert sich Johann dafür, Lösungen für die Herausforderungen der heutigen Welt zu finden. Er ist der Meinung, dass wir als Gesellschaft und als globale Wirtschaft im Zeitalter der digitalen Transformation von einer „Individual first“- zu einer „Team first“-Mentalität übergehen müssen. Das heißt nicht, dass wir unsere Individualität aufgeben sollten. Aber wenn wir uns auf das Teilen und die Zusammenarbeit konzentrieren, wenn wir Teamgeist und sinnvolle Interaktionen als die neuen, legitimen und wichtigsten Maßstäbe für den Erfolg definieren, wird diese neue Mentalität eine tiefgreifende und nachhaltige positive Wirkung auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft haben.
Thomas Bartoschek
How Citizen Science Will Empower the Climate Movement
Wie erhalten wir Einblick in den Zustand der Umwelt? Wie erhalten wir genügend Daten, um Veränderungen zu bewirken? Bürgerwissenschaft ist die Antwort. Und sie muss durch digitale Bildung ergänzt werden, sagt Thomas Bartoschek. Er hat die „sense box“ entwickelt, eine einfach zu bedienende technische Ausrüstung für die Umweltforschung. In seinem Vortrag erklärt er, wie er vor allem junge Menschen befähigt, zu programmieren, Umweltdaten zu sammeln und darzustellen – Open Source und weltweit. Thomas Bartoschek ist Forscher an der Universität Münster und Gründer eines Start-ups. Seine Forschung, Arbeit und Projekte wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem CeBIT Innovation Award 2017 und dem ACM Eugene Lawler Award 2013. Seine Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Digitale Bildung, Citizen Science, Spatial Learning, Mobile Learning, Volunteered Geographic Information, Human Computer Interaction, User Interface Design und Geoinformation in der Bildung. Außerdem interessiert er sich für Wissenschaftskommunikation und motiviert Kinder zum Programmieren, zum räumlichen Denken und zur Beschäftigung mit der Wissenschaft.
Tobias Sudhoff
How the top chefs save our planet: with plenty of joy and good taste
Warum soll der Ruf nach Nachhaltigkeit und Klimarettung immer mit Opfern verbunden sein? Tobias Sudhoff hat eine viel ansprechendere Botschaft: Die Spitzenköche sind die wahren Retter der Welt, wenn sie sich in ihren Restaurants auf verführerische Aromen und regionale Spezialitäten konzentrieren und unsere Lust am Kochen wecken. Tobias ist Selfmade-Koch, Comedian und Musiker. Er forscht am Food Lab der Fachhochschule Münster über Lebensmittel und die sozialen Auswirkungen von Kochen und Essen. Zuvor war er Küchenchef im Sternerestaurant Westfälische Stube). Bei TEDxMünster hat er über seine Idee gesprochen: „Wir Spitzenköche werden die Welt durch Gratifikation retten“. Er ist viel unterwegs, in den besten Restaurants genauso wie auf den Bühnen des Landes, um seine Botschaft zu verwirklichen – und es geht ihm nicht weniger um die Rettung des Planeten. Wer sich diese Theorie zu Ökologie und Nachhaltigkeit in der Küche anschaut, merkt schnell: was Tobias da entwickelt hat, ist keine verrückte Utopie, sondern eine wissenschaftlich fundierte Idee, die großen Einfluss darauf haben kann, wie wir Menschen uns in Zukunft ernähren.